Ich repariere, Du reparierst, wir reparieren
Einmal im Monat, an jedem 2. Sonntag, stehe ich von 14 bis 19 Uhr in Raum 016 des Bürgerhaus Stollwerck und empfange zum Repair Café.
Hier treffen sich Menschen, die etwas reparieren (lassen) möchten mit Menschen, die Spaß am Reparieren und eine erstaunlich hohe Erfolgsquote vorzuweisen haben.
Die Idee des Repair Cafés ist noch nicht sehr alt. Sie geht auf eine Initiative von der Niederländerin Martine Postma zurück, die sich seit 2007 auf lokaler Ebene für Nachhaltigkeit einsetzt. Sie organisierte das allererste Repair Café am 18. Oktober 2009 in Amsterdam. Ein großer Erfolg. Seitdem entstehen ständig neue Repair Cafés. Im Januar 2015 eröffnete das erste Repair Café in der Kölner Südstadt.
Ursprünglich suchte ich Material für einen Film. Aber das erkläre ich hier:
Ich traf Sascha Winkler im November 2014 zu einem Interview für Meine Südstadt. Wir siezten uns damals noch.
Herr Winkler, was ist denn ein Repair Café? Sascha Winkler: Die Grundidee des Repair Cafés ist es, dass man sich einmal im Monat trifft und gemeinsam oder alleine Dinge repariert. Es gibt vor Ort Ehrenamtliche, die andere Menschen anleiten können, ihre Dinge wieder selbst zu reparieren. Denn bevor man Sachen wegschmeißt, sollte man zumindest versuchen, sie zu reparieren. Und dazu gibt es kostenlos Kaffee und Kuchen. Darum der Zusatz ‚Café’.
Sascha Winkler
Wie sind Sie dazu gekommen, da mit zu reparieren? Ich bin Computerfachmann und habe über zehn Jahre in einem großen Elektronikmarkt in führender Position gearbeitet. Reparaturen werden meistens abgelehnt. Die Händler wollen Umsatz machen und raten schnell zum Neukauf. Wenn eine Taste aus einer Computertastatur rausgebrochen ist, kauft man sich gleich eine neue Tastatur. Wenn am Computer der Akku kaputt ist, wird gerne zu einem Neukauf des kompletten Geräts geraten. Ich fahre einmal im Monat zur AWB am Butzweilerhof, und da sehe ich funktionierende Computer, die einfach weggeworfen wurden. Ich habe mich schon immer über diese Wegwerf-Mentalität geärgert. Es wird immer gerne weggeschmissen, was kaputt ist. In einer Zeitung habe ich dann über Repair Cafés gelesen und daraufhin eins in Siegburg besucht. Dort lernte ich Dagmar Langel kennen, die das Repair Café in Porz leitet. Und seitdem repariere ich selbst in Porz. Wie alt ist Ihre Waschmaschine?
Ich habe eine Miele, die ist um die 30 Jahre alt. Wenn an der was kaputt ist, z.B. die Pumpe, dann bestelle ich eine neue bei ebay, baue die alte aus und die neue ein.Die Waschmaschinen von heute sind so gebaut, dass da nichts mehr mit Schrauben befestigt wird, sondern alles am Stück in Plastik reingepresst wird. Wir sollen nicht mehr reparieren, wir sollen neue Sachen kaufen. Die Obsoleszenz, also die verringerte Lebensdauer der Produkte, ist vom Hersteller so geplant und beabsichtigt. Das ist ein Betrug am Kunden, ein Betrug an der Umwelt, weil wir immer schneller immer mehr Müll produzieren, und letztendlich ein Betrug an unserer Zukunft und der Zukunft unseres Planeten.
Warum initiieren Sie kein Repair Café in der Südstadt? Als Einzelner geht das nicht. Und um ein Repair Café in der Südstadt zu eröffnen, braucht man zunächst einen Ort. Es muss Strom, Wasser, Toiletten und einen Raum geben, den man absperren kann. Man braucht jemanden, der nähen kann, einen anderen, der Räder reparieren, einen nächsten, der Fernseher reparieren kann usw. Das Porzer Repair Café hat zwar mittlerweile einen Fundus an Werkzeugen und Ersatzteilen, aber bei Spezialwerkzeug weiß natürlich jeder am besten, was gebraucht wird. Wer mitmachen möchte, sollte sein eigenes Werkzeug mitbringen. Ich selbst bin ja in Porz für die Computer zuständig und komme dort mit drei Koffern hin, in denen meine Sachen drin sind, die ich gebrauchen könnte.
Einmal im Monat, jeden 2. Sonntag, von 14-19 Uhr in Raum 016 im Bürgerhaus Stollwerck.
Mehr im Netz:
W wie Wissen; TV-Beitrag zu Repair Cafés Interview mit der Erfinderin der Repair Cafés, der Niederländerin Martine Postma