Relevant sein und dran bleiben
Die Studentin Amelie interviewte mich für ihren Blog, der hier erscheint.
Frau Klein, stellen Sie sich doch bitte kurz vor. Wer sind Sie und was machen Sie?
Seit 1998 lebe ich in Köln und bin Mitgründerin der Medienproduktion eyecatcher. Unser Schwerpunkt ist die Realisation von Filmen für die interne und externe Unternehmenskommunikation. Im Herbst 2014 habe ich bei der IHK eine Prüfung abgelegt und darf mich seitdem offiziell „Social Media Managerin IHK“ nennen.
Wie lange arbeiten Sie schon in Ihrem momentanen Beruf?
Seit 1998 in der Unternehmenskommunikation, als Social Media Manager seit November 2014.
Was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe Medienwissenschaften, BWL und Philosophie studiert und vier Jahre lang ein mittelständisches gastronomisches Unternehmen geleitet.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Als Medienproduzentin habe ich natürlich per se eine hohe Medien-Affinität. Seit 2009 bin ich bei facebook aktiv und habe festgestellt, dass Social Media in der Unternehmens-kommunikation immer wichtiger wird. Daher schien es mir konsequent, unter meine jahrelang in den sozialen Medien zugelegten Kenntnisse auch einen offiziellen Stempel durch die IHK setzen zu lassen.
Was sind Ihre alltäglichen Herausforderungen im Social Media Business?
Wichtig ist, dran zu bleiben, und zwar täglich. Man muss permanent präsent sein und schnell reagieren, wenn sich auf einer Facebookseite etwas tut. Die Beiträge müssen so gestaltet werden, dass sie interessieren und neugierig machen. Das Wording ist entscheidend, und die Kürze. Ein falscher Halbsatz, und der Shitstorm lässt nicht lange auf sich warten. Dabei ist größte Herausforderung, relevant zu sein, am Ball zu bleiben. Und auf Kommentare adäquat zu reagieren.
Was sind die größten Veränderungen in den letzten Jahren? (Was hat sich explizit verändert, seitdem Sie den Job machen?)
Immer mehr Menschen bewegen sich in den sozialen Medien, und sie haben immer eine Meinung – zu allem. Es gibt den schönen Satz: „Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von jedem.“ Gerade beim aktuellen Flüchtlingsthema gibt es keine Grauzonen mehr, nur noch schwarz und weiß. Die größte Veränderung ist die Schamlosigkeit, mit der Menschen menschenverachtende Meinungen äußern, ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen, weil sie sich im Netz vermeintlich anonym fühlen. Es scheint vielen Usern immer noch nicht klar zu sein, dass auch ihr Verhalten im Netz justiziabel ist. Denn trotz Angabe ihres Klarnamens werden sie so frech und unverschämt, wie sie es sich wohl im „Real Life“ niemals trauen würden. Dies muss jedes Unternehmen berücksichtigen und dementsprechend handeln, wenn solche Kommentare auftauchen.
Wie wichtig wird Social Media oder ist es jetzt schon?
Social Media bietet gerade den kleinen und mittleren Unternehmen große Chancen. Leider werden diese Chancen noch von viel zu Wenigen genutzt, sie erkennen sie oft nicht einmal. Denn es ist längst nicht alles auserzählt, was mit sozialen Medien in der Unternehmens-kommunikation möglich ist. Das Thema wird immer wichtiger, und das sollten gerade auch die KMU erkennen. Oftmals übernimmt ein Praktikant die Aufgaben eines Social Media Managers, und es gibt weder Konzept noch Redaktionsplan. Dann ist der Auftritt erfolglos, und das Unternehmen zieht sich wieder zurück. Am besten wäre es, wenn der Social Media Manager ein eigener Posten im Unternehmen ist, oder es jemanden gibt, der sich täglich darum kümmert, und der idealerweise gleich unter der Führungsebene direkt an Informationen rankommt, die für die Öffentlichkeit relevant sind.
Verraten Sie uns Ihren besten Tipp für eine erfolgreiche Social Media Kampagne?
Man sollte wissen, was die Zielgruppe will und sie im Auge behalten. Entscheidend ist eine authentische Ansprache. Und man sollte nicht kopflos drauflos posten, sondern sich eine Strategie ausdenken. Ziele stecken, Ergebnisse analysieren und lernen. Verschiedene Strategien ausprobieren, kreativ sein. Neue Tools ausprobieren. Die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens informieren, evtl. einbinden.
Man muss herausfinden, was für das Produkt, die Aktion, das Unternehmen die beste Herangehensweise ist. Das gilt umso mehr für die kleinen und mittleren Unternehmen. Bei einem guten Produkt und einer gut gestrickten Kampagne können die durchaus mit den großen Unternehmen konkurrieren. So hat letztes Jahr zum Beispiel ein Bäcker, Stefan Richter aus der Oberlausitz, mit dem Hashtag #lidllohntnicht eine Gegenkampagne zu LIDL gefahren, in der er sich gegen deren seiner Meinung nach Anti-Handwerk-Kampagne gerichtet und damit bundesweite Aufmerksamkeit erreicht hat.