Das habe ich nicht gesagt!
In den Neunzigern gab es ein Buch, das meine Art zu denken maßgeblich beeinflusst hat. Es heißt „Du kannst mich einfach nicht verstehen“ und wurde von Deborah Tannen, einer Soziolinguistin, geschrieben. Darin geht es um Kommunikationsprobleme im Alltag.
Ist Euch schon einmal aufgefallen, wie oft man aneinander vorbei redet? Dass man etwas sagt, und der andere versteht etwas völlig anderes? Das kann in allen Beziehungen zu unnötigem Stress auf beiden Seiten führen. Es kann aber auch wunderbare Stilblüten nach sich ziehen. Und ich spreche nicht nur, aber auch, von Verhörern.
Eine Freundin lief mit ihrer kleinen Tochter an der Hand durch die Stadt und unterhielt sich mit ihr über Musik. Die Tochter merkte an: „Du hörst ja am liebsten die Musik von Dieter Schmott.“ Meine Freundin: “Dieter Schmott? Das sagt mir gar nichts. Wer soll das sein?“ Und die kleine Tochter: „Doch, Dieter Schmott!“ Sie begann zu summen. Meine Freundin erkannte das Lied. Es war ein Lied von Depeche Mode.
Verhörer haben aber gar nichts mit dem Alter zu tun. Man hört einfach das, was man glaubt, zu hören. Das Gehirn hört oder sieht etwas Unbekanntes und möchte es sofort mit etwas Bekanntem abgleichen. Das nennt man dann ‚Filtereffekte’.
Letzte Woche besuchte meine Mutter mit einer Freundin ein Teefachgeschäft. Die beiden Damen ließen sich vom staatlich geprüften Teefachverkäufer mit Sachverstand zum Thema „Pfefferminztee“ ausführlich beraten. Er stellte ihnen die reichhaltige Auswahl vor. Sie probierten sich durch einige Sorten der getrockneten Minze. Als sie zum groben, marokkanischen Pfefferminztee kamen, merkte der Verkäufer mit großer Geste an: „Dieser Tee hat einen starken Spermiengeschmack. “Meine Mutter und ihre Freundin, die gerade beide an ihren Tassen nippten, setzten sie ab und schauten sich irritiert an. Die Freundin fragte ungläubig nach: „Spermiengeschmack? Sagten Sie gerade: Spermiengeschmack?
“Der Verkäufer lief rot an und wiederholte leise: „Spearmintgeschmack. Einen starken Spearmintgeschmack.“